Wurzener Stadtjournal

Mobilitätskonzept - Radverkehr soll sicherer und attraktiver werden

Mobilit%C3%A4tskonzept
Der Radverkehr in Wurzen soll sicherer und attraktiver werden
Wurzen ist durchaus auf dem richtigen Weg – im 2023 verabschiedeten Integrierten Stadtentwicklungskonzept (INSEK) wurden strategische Entwicklungskonzepte und handlungsorientierte Zielvorgaben verankert, die herausfordernd sind, die Stadt jedoch attraktiver machen. Wurzen hat zudem Potenzial als Kleinstadt im Speckgürtel der aus den Nähten platzenden Metropole Leipzig. Und das dritte Plus: Hinsichtlich der Etablierung von Radwegen gehört Wurzen zu den Kommunen, die sich richtig Gedanken machen. Das sei längst noch nicht überall der Fall.

Patrick Leitner und Terence Lohr vom Planungsbüro VerkehrsConsult Dresden – Berlin, Birgit Lies, Vertreterin des wegebunds e. V. und Rolf Koch, Kreiswegewart bescheinigten der Stadt ein in die Zukunft gerichtetes Mitdenken und versicherten Unterstützung, wenn Wurzen jetzt nach weiteren Lösungen für anstehende Herausforderungen sucht. Denn die gibt es.

Nicht von ungefähr hatte Michael Zerbs die Experten eingeladen. Im Fokus stand ein Radwegekonzept, das für Wurzen erarbeitet werden soll. Die Stadt habe zwar schon einiges getan und umgesetzt. Jedoch fehle unter anderem immer noch eine schlüssige Anbindung aus Richtung Osten in die Innenstadt. Bereits 2020 war eine Fahrradspur in der Martin-Luther-Straße diskutiert worden. Hier sollten Radler auf ihrer Fläche auch entgegen der Einbahnstraße fahren können. Der Umbau würde jedoch einige Parkplätze kosten. Dass in unmittelbarer Nähe auf dem Aldi-Parkplatz 40 Parkplätze neu errichtet wurden, minderte die Kritik der Anwohner nicht. Es wurde auf Unübersichtlichkeit, Unfallgefahren und nicht zuletzt mögliche Einbußen in den Geschäften verwiesen, wenn der Autoverkehr in der Straße eingeschränkt wird. Auch die Untere Verkehrsbehörde der Stadt und die Polizei machten deutlich, dass die Bedingungen für einen Radweg hier nicht optimal sind. Es sei jedoch auch klar, dass die Radfahrer keinen großen Umweg akzeptieren, um in die Innenstadt zu kommen. Maximal 10 Prozent, wussten die Verkehrsplaner aus Dresden.

Es hätte für die erste Diskussion mit den Experten kein besseres Beispiel geben können, als die Martin-Luther-Straße. Denn hier offenbarte sich die gesamte Facette von Herausforderungen, mit denen insbesondere kleine Städte umgehen müssen, wenn neue Verkehrskonzepte erstellt aber auch umgesetzt werden sollen. Auf engstem Raum sollen die verschiedensten Bedürfnisse erfüllt werden. Parkende, Radler, Autofahrer, Fußgänger, Kinder, Senioren, Touristen, Händler ... brauchen Platz und jede Gruppe fordert entsprechend sichere Bedingungen. „Und der ÖPNV wird nicht weniger. Unsere Busse werden größer. Wir werden aufgrund der gestiegenen Fahrgastzahlen größere Busse einsetzen müssen“, räumte Fred Janke, Niederlassungsleiter der Regionalbus Leipzig-Niederlassung Deuben ein. Schon jetzt erweise sich der Clara-Zetkin-Platz als Nadelöhr.

Wir müssen und wollen den Radverkehr in der Stadt sicherer und attraktiver machen, darüber waren sich nach zwei Stunden reger Debatte alle einig. Das gelinge jedoch nur, wenn wir auch alle anderen Bedürfnisse und Zielgruppen im Blick haben. Die Gesamtheit der Möglichkeiten und Ziele könnten in einem Mobilitätskonzept abgebildet werden. Dafür gäbe es auch gute Förderbedingen. Mitunter müssen Flächen und Gegebenheiten völlig neu gedacht werden. Das erfordere manchmal Mut, wussten die Experten aus Erfahrungen in anderen Städten. Wenn die Erarbeitung des Konzeptes jedoch mit intensiver Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger erfolgt und diese erkennen, wie die Rädchen ineinander greifen, gebe es in der Akzeptanz weniger Probleme. Ob und wie Wurzen sich diesen Herausforderungen stellt, wird jetzt in Verwaltung und Stadtratsgremien diskutiert werden müssen. Die Experten-Runde war ein Auftakt.

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